Seit Andreas Ludwig dem Tod nur knapp von der Klinge gesprungen ist, quälen ihn Albträume vom Leben seines Vaters. Karl war ein wirklich grausamer Mann und hatte das Töten Unschuldiger genossen. Kein Wunder, dass Andreas, dessen Gabe darin besteht, das Leben anderer mitzuerleben, als wären es die seinen, irgendwann auf die Frage kommt, wie viel dieses Monsters auch in ihm steckt.
Sein neuer Chef und Freund Robert Allerton hingegen hat eine ganz eigene Vorstellung davon, Andy zu helfen. Er beauftragt ihn, ein Auge auf eine junge Polizistin zu werfen. Diese ist wohl ins Fadenkreuz eines Vampirsöldners geraten und benötigt besonderen Schutz. Als Andreas Ludwig der hübschen Jessica begegnet, kann er es kaum glauben, denn sie sieht der Frau aus seinen Träumen mehr als nur Ähnlich. Ob irgendeine Verbindung zwischen ihr und seinem blutrünstigen Vater bestand?
Leseprobe:
Hintergründe:
In diesem Roman verrate ich noch ein wenig mehr über die andere „Spezies“ meiner Geschichten: die Phönixe. Diese Männer werden euch hoffentlich gefallen, denn sie sind meine ganz persönlichen Lieblinge. Wie überall gibt es hier zwar unterschiedliche Charaktere, aber die Haupteigenschaften sind gleich: Sie sind Kämpfer durch und durch…
Lesehappen:
#1
Verdammt nochmal, Jessica! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht einfach so losziehen kannst? Du gerätst irgendwann in große Schwierigkeiten!«, keifte ihr Boss mal wieder und Jessica starrte abwesend ins Leere.
Sie konnte überhaupt nicht verstehen, warum Frank sich so aufregte. Sie hatte drei Drogendealer hochgenommen, verdammt nochmal! Er sollte ihr eigentlich dankbar sein und ihr väterlich auf die Schulter klopfen, statt zu zetern wie ein altes Waschweib. Um in diesem Moment kein falsches Wort zu sagen dachte sie über Namen nach.
›A wie Anton, B wie Bernhard, C wie Christian‹, ging sie gedanklich die Liste durch. Es war ein Spiel, das sie bereits als Kind gespielt hatte. Jess machte das abwechselnd mal mit Namen, mal mit Städten oder irgendwelchen Themen, ganz nach Lust und Laune.
»Ich glaube, es ist wohl das Beste, du gehst nach Hause und bleibst da erst einmal für mindestens eine Woche!«, rissen Franks geknurrte Worte Jessica aus den Gedanken und sie starrte ihren Chef geschockt an.
»Nach Hause fahren? Das ist nicht dein Ernst, oder? Ich habe drei Dealer geschnappt! Sie werden hinter Gittern landen und keinen Schaden mehr anrichten.«
Die Ader an Franks Schläfe war bedrohlich angeschwollen, im Grunde ein eindeutiges Zeichen, ihn besser nicht mehr weiter zu reizen, doch Jess überging es wütend. Sie hatte keine Lust mehr, ständig wie ein kleines Mädchen behandelt zu werden, egal, wer dieser Typ da vor ihr auch war! Allerdings kam sie nicht zu Wort, denn Frank hatte sich nun in Rage geredet und es sah nicht so aus, als wäre in den nächsten Minuten Schluss damit.
#2
Andreas saß auf dem Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Ein seltsamer Traum hatte ihn aufgeschreckt und danach wach gehalten. Die Frau in diesem Traum war einfach atemberaubend schön gewesen, in diesem roten Kleid. Er hatte das Bedürfnis gehabt, sie besitzen zu wollen. Diese Schönheit sollte von keinem anderen Mann angefasst werden, außer ihm, und er wollte die Zähne in diesem hellen, zarten Fleisch versenken. Seine Fänge waren ausgefahren und er nahm eine seltsame Vorfreude wahr, wie er sie noch nie verspürt hatte. Diese erstarb jedoch sofort, als er den entsetzten Gesichtsausdruck wahrgenommen hatte. Sie war durch seine Verwandlung fast zu Tode erschreckt worden! Der Gedanke daran hatte gereicht, ihn aufzuschrecken, und seitdem grübelte er über diese Frau nach. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen, und doch kam sie ihm trotz allem bekannt vor. Sie war keine von den Opfern seines Vaters, da war er sich mehr als nur sicher. Aber woher kannte er sie?
Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen und er beschloss, sich an einen Blutbeutel zu wagen. Er brauchte noch immer viel mehr, als es für einen Vampir üblich war, doch allein der Gedanke Blut zu trinken, machte Andy einen Strich durch die Rechnung. Sein Körper spielte einfach nicht mit.
Widerwillig schleppte er sich in Richtung Küche. Nachdem er den Kühlschrank geöffnet hatte, musste er unweigerlich grinsen. Steffen hatte nicht übertrieben, als er sagte, er hätte Lebensmittel besorgt. Die Fächer waren vollgestopft damit, bis auf eine größere Schublade, welche Andy bei flüchtigem Hinsehen fürs Gemüsefach gehalten hätte, das jedoch bei näherer Betrachtung die Blutbeutel beinhaltete. Er zog einen heraus und versuchte, seine Fänge auszufahren, aber sie blieben unverändert.
›Och, kommt schon!‹, dachte er bei sich und startete einen zweiten Anlauf. Natürlich blieben auch dieses Mal seine Fänge stur im Zahnfleisch. Es war zum Verrücktwerden …
#3
Andreas war total am Ende und weit und breit keine Rettung in Sicht. Er hatte gar nicht gewusst, wie nervtötend Einkaufen sein konnte. Evelyn und Kim schienen aus jeder Ecke und jedem Ständer ein Kleidungsstück hervorzuziehen, das er unbedingt anprobieren musste!
Und überhaupt: Wer hatte sich eigentlich den Blödsinn mit diesen schrecklichen Kabinen in den Geschäften ausgedacht? Diese Person war entweder ein Zwerg oder ging unheimlich gern auf Tuchfühlung mit den Wänden der Kabine. Ständig stieß man irgendwo an oder strauchelte auf der Stelle, um dies zu verhindern. Andreas tat sich recht schwer damit, von einer Hose in die nächste zu schlüpfen und das Ganze natürlich ohne Stuhl, da dieser anscheinend von jemandem aus der Kabine entführt worden war. Wie stellten Normalsterbliche das nur an, die ja wesentlich tollpatschiger waren als die Vampire? Gab es Versicherungen, die Unfälle in Umkleidekabinen einschlossen? Das wäre sicherlich eine Marktlücke!
Zum nun fünften oder sechsten Mal schlug er sich den Ellenbogen an dieser elenden Pappwand an und ein genervtes Knurren entrang sich seiner Kehle. Wenn das so weiterging, verlor er wirklich die Geduld. Er hasste Einkaufen!
»Na? Alles okay bei dir?«, hörte er Kims amüsierte Stimme von draußen und knurrte erneut. »Du hast es ja fast geschafft! Nur noch zwei oder drei Jeans. Wir wollen schließlich auf Nummer sicher gehen, dass du am Ende mit allem versorgt bist.«
›Na klasse‹, dachte Andy. ›Und wie soll ich da weiterhin rein und raus kommen? Mir zittern mittlerweile bereits die Knie.‹
Er sah sich um und stellte abermals fest, dass er in dieser Umkleide noch nicht einmal den geringsten Platz hatte, um sich anlehnen zu können. Dank eines Rundumspiegels konnte er sich dafür von allen Seiten beim Herumwanken betrachten. Reichte ein kleiner Spiegel an einer Seite etwa nicht mehr aus?
Ein helles, fröhliches Lachen ließ ihn innehalten und eine Frauenstimme flötete:
»Bringt dem Jungen doch mal einen Hocker! Er bekommt sonst noch die Krise mit eurem Einkaufsmarathon.«