05 Sam und Moe 3

Ein ganz normales Leben hatte Moritz bereits für sich abgeschrieben. Der Tod seiner Eltern, die Trennung von Sam und schließlich die Distanz zum Rudel waren Gift für sein Gemüt gewesen. Zumindest letzteres hatte er mittlerweile wieder verringert, indem er manche Rudelmitglieder trifft und erneut an seinem Leben teilhaben lässt.
Es wirkt so, als würde sich langsam alles beruhigen. Moe hat neue Freunde gefunden und sogar ein Techtelmechtel mit einem anderen Studenten. Lip ist Sänger in einer Band und alles andere als konventionell mit seinem Emo-Look. Das hat seinen Reiz.
Alles scheint gut zu sein, zumindest bis sein Kumpel Olli neues Chaos in Moritz Landvogts Leben bringt. Er hat einen großen Hund angefahren und bittet – feige, wie er ist – über Moes Freund Lip um Hilfe, das arme Tier zu versorgen. Genervt stimmt Moritz zu. Als er den Hund dann zu Gesicht bekommt, wird seine Welt erneut auf den Kopf gestellt:
Es ist Sam.
Ob die beiden es wenigstens schaffen, Freunde zu werden? Und wieso ist Samuel Johnsan, der Alpha des Rudels, nach über einem halben Jahr noch immer als Wolf unterwegs?

Leseprobe

Hintergründe

Fünf Wochen… Nur fünf Wochen für 3 Teile. Das war der totale Wahninn! Aber es hat Spaß gemacht…. 😀

Lesehappen

#1
Blaue Vergissmeinnicht, weiße und rosafarbene Lilien und jede Menge Nelken zierten das Grab meiner Eltern und ließ es bunter und schöner erstrahlen als jedes andere. Samuels Firma kam offiziell für die Grabpflege auf, wofür ich sehr dankbar war. Vivienne selbst suchte die Blumen in der Gärtnerei aus, die jeden Monat erneuert wurden. Liebevoll strich ich über den Stein, auf dem die Namen eingraviert waren.
»Hi Mama. Hallo Papa«, sagte ich so selbstverständlich, als wären sie noch da, dann griff ich nach einer der Gießkannen, füllte diese mit Wasser und goss die Pflanzen.
»Junger Mann, dafür bin ich doch da«, sagte ein älterer Mann, der wohl der Friedhofsgärtner war.
Er wirkte beinahe beleidigt, dass ich Hand anlegte, also reichte ich ihm die Kanne und sah dabei zu, wie er meine Arbeit fortsetzte. Gemächlich benetzte er die Blumen mit Wasser und beäugte die darauf wachsenden Planzen.
»Nur zu schade, dass sie demnächst beim ersten Frost kaputtgehen werden«, brummte er und ich nickte.
Meine Eltern waren nun schon fast ein halbes Jahr verstorben und es tat manchmal immer noch derart weh, als wäre es erst gestern gewesen. Dennoch wusste ich, dass sie stolz auf mich sein würden.

#2
»Moritz?«, erkannte ich Lips Stimme sofort und musste schmunzeln.
»Wenn du nicht genug von mir bekommst, wieso haust du dann so früh ab, anstatt mal liegen zu bleiben, für eine zweite Runde?«, stichelte ich, was mein Gesprächspartner gekonnt ignorierte.
»Deswegen rufe ich nicht an, obwohl es mir wie immer eine Ehre war letzte Nacht. Olli hat Scheiße gebaut. Er hat einen riesigen Köter angefahren, war aber nicht ganz nüchtern, weshalb er die Buxe voll hatte die Polizei anzurufen. Ich bin völlig überfragt und die Töle lässt mich auch nicht wirklich nachsehen. Wir brauchen jemand Drittes, der ihn festhält. Am besten organisierst du noch einen Maulkorb, ein Halsband und eine Leine!«, brummte Lip und Olli rief im Hintergrund:
»Und Hundefutter!«

#3
»Sam!«, brachte er keuchend heraus und kniete sich sogleich zu mir auf die Couch.
Seine Hände schoben gezielt das Fell beiseite, untersuchten die Wunde und ich erzitterte bei dieser Berührung. War er es wirklich? Ich war absolut fassungslos.
»Du kennst diesen Hund?«
»Lip, du solltest echt besser im Studium aufpassen. Er ist kein Hund, sondern ein Wolf.« Moritz klang seltsam tadelnd, was mir gefiel.
Ich hatte ihn so sehr vermisst.
»Olli, war er bereits verletzt, als du ihn angefahren hast?«
Ich nahm seine Angst wahr, aber auch eine gewisse Entschlossenheit, die ich von Moe nicht kannte. Als er meine Seite berührte, zuckte ich vor Schmerz zusammen. Die Wunde hatte sich in der Zwischenzeit verschlossen, aber sie tat höllisch weh.
»Okay, vergesst es. Wir müssen Sam hier raus schaffen. Mikas Praxis«, sagte Moe.
Ich bewegte mich augenblicklich. Auf gar keinen Fall wollte ich zu Mika!

#4
»Du hast doch einen Knall!«, lachte er und vergrub das Gesicht in meinem Shirt. »Wie kannst du sowas besser finden, als die modernen Filme?«
Im Fernsehen lief ein Klassiker, über den ich mich köstlich amüsierte. Das übliche Klischee mit fliegenden Torten in Schwarzweiß und Menschen, die keinen Ton sagten. Ich liebte solchen Klamauk.
»Achte doch einfach mal auf deren Mimik. Sie ist so viel ausdrucksstärker als in den heutigen Filmen. Bei den meisten Streifen muss man meist sogar den Ton abschalten, weil die Unterhaltungen Müll sind. Dialoge schreiben ist wohl nicht jedermanns Sache«, verteidigte ich mich und nahm Moes Kopfschütteln in meinem Oberteil wahr.
»Du bist echt verrückt.«

#5
Was zur Hölle hatte mich nur dazu gebracht, meinen Exfreund in Wolfsgestalt zu mir nach Hause zu bringen?! Ja, er hatte Hilfe gebraucht und ja, ich war erleichtert, dass es gerade so gutgegangen war. Kaum auszumalen, wenn Olli ihn nicht mitgenommen hätte! In dem Zustand wäre er wahrscheinlich im Graben verreckt. Nun lag er auf dem Boden auf einer warmen Decke, während ich ihn vom Sofa aus beobachtete. Die Kommunikation würde erschwert sein, bis es so weit abgeheilt war, dass er sich problemlos zurückverwandeln konnte.
Ein leises Schnarchen war zu hören und ich schmunzelte. Sam schien total erledigt zu sein und wenn ich ihn so ansah, wirkte er tierisch schmutzig und abgemagert. Wo hatte er sich denn die ganze Zeit nur herum getrieben?
Leise zog ich meine Jacke an und machte mich nochmal auf den Weg zum Metzger. Sam würde sicherlich Hunger haben, wenn er wach wurde, weshalb ich ein paar Steaks organisierte. Wenn ich ihm Hundefutter vorsetzen würde, könnte er mich beißen! Zuzutrauen wäre es ihm zumindest.