Ob es die Normalsterblichenkrankheit »Burn out« auch für Vampire gab? Seit der Rat der Vampire Evelyn Terrin in die Umgebung ihrer Vergangenheit katapultiert hatte, ging es mit ihrer Energie stetig bergab. Wenn Chefermittler Karl Ludwig wenigstens etwas kooperativer wäre! Immerhin schienen Ermittler Robert Allerton und Karls Sohn Andreas auf ihrer Seite zu sein. Aber wie lange war das noch der Fall, wenn sie sich weiterhin so verzettelte ..? Und wieso war ihr in letzter Zeit immer so schwindelig?
Leseprobe:
Hintergründe:
Bis Buch 3 hat man von Evelyn Terrin immer den Eindruck, sie hätte ständig die Kontrolle über alles, manchmal sehr zum Ärgernis ihrer Kinder. Dass sie auch nur eine Frau ist, die sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt, bekommt man hier, denke ich, sehr gut mit.
Robert Allerton ist ein Ermittler nach meinem Geschmack, denn er hält nichts von engstirnigen Regeln, sondern hat sein Herz auf den rechten Fleck. Der alte Vampir hat schon einiges erlebt und gesehen, leidet jedoch noch mit den Opfern mit und versucht, zu helfen, wo es möglich ist. Für mich ist der Typ, der ein Kreuz wie ein Footballspieler hat, der absolute Alpha-Mann und der perfekte Vampir. 🙂
Es geht aber noch anders…. 😉
Lesehappen:
#1
»Robert?«
Ein wenig verstört nahm er die Stimme aus dem Handy wahr. Mark war noch dran und hatte sehr viel Geduld darin, ihn wieder in die Realität zurückzuholen.
»Was ist denn noch?«, knurrte Robert mal wieder und bekam gleich darauf ein schlechtes Gewissen. Er hatte sich doch vorgenommen, an seinen Manieren zu arbeiten.
»Schon gut. Danke Mann«, klang Mark eher amüsiert, als ärgerlich. »Bis dann. Ich schätze mal, nach der guten Nachricht, dass du auf Evelyn aufpasst, darf ich wieder zurück ins Bett.«
Nachdem auch Robert sich knapp verabschiedet hatte, drückte er den Anruf weg und stieg aus dem Wagen. Sicherheitshalber stellte er das Handy nun auf lautlos. Bei seinem Rundgang brauchte er keine weitere Störung oder Geräusche, die ihn verraten konnten.
#2
Verdammtes Chaos! Das packe ich nie!« Frustriert schleuderte Evelyn eine dicke Akte auf ihren Schreibtisch zurück. Natürlich blieb sie nicht dort liegen, sondern schlidderte weiter und pflügte einen kleineren Stapel Blätter um, der sich auf dem Boden verteilte. Sie knurrte, als sie das Debakel betrachtete. Noch mehr Arbeit für sie.
Ein zögerliches Klopfen ließ Evelyn aufblicken, doch die Tür öffnete sich nicht wie üblich.
»Herein!«
Robert Allerton steckte seinen Kopf durch den Spalt der Tür, der sich gerade noch öffnen ließ, und stockte, als er das Chaos auf dem Schreibtisch und drum herum sah.
»Ach, hier sind die ganzen Akten der Zentrale hingekommen.« Sein Gesicht verzog sich zu einem ironischen Grinsen und Evelyn seufzte. Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen und starrte auf die Spitzen ihrer Schuhe.
»Ich sagte, ich brauche die Akten und sie haben sie mir gebracht. Alle. Ich fürchte, in zwei Wochen platzt dieses Büro aus allen Nähten.« Sie deutete auf die weiteren Stapel auf dem Sofa, den Stühlen und denen auf den Schränken. Sie wusste schon, welche Taktik Karl damit verfolgte, doch sie unter den Massen zu begraben, war einfach nicht fair.
»Wenn Sie in zwei Wochen spurlos verschwinden sollten, komme ich hierher, um Sie zu suchen.«
#3
Später am Tag erwachte Robert etwas verkatert. Seine Augen schmerzten und sein Sehvermögen war noch immer sehr schlecht, aber wenigstens konnte er nun Schatten erkennen. Robert spürte außerdem aus irgendeinem Grund, dass er nicht allein war. Jemand saß in einem großen Sessel in einer Ecke des Zimmers und schlief selig.
Er schnupperte. Evelyns Parfum. Sie hatte sich nicht in ihr Bett gelegt, um zu schlafen, sondern sich in diesem unbequemen Sessel in eine Decke gekuschelt. Sie hatte schon wieder auf ihn aufgepasst. Robert wusste nicht, ob er sich dadurch schwach fühlen oder froh sein sollte, weil sie ihn wirklich zu mögen schien. Fürs Erste entschied er sich dafür, froh zu sein und lächelte.
Evelyn murmelte etwas im Schlaf, doch es war so undeutlich, dass Robert es nicht verstehen konnte. Er stand auf und ging langsam torkelnd und so leise wie möglich auf den Sessel zu. Mit jedem Schritt, den er auf sie zu machte, wurde Evelyn ruhiger. Sie schien sich zu entspannen. Robert streckte die Hand aus und berührte etwas unbeholfen ihr Gesicht. Sie war warm und atmete weiter ruhig. Sie musste vollkommen erledigt sein. Ob er sie auf die Arme nehmen und sie zum Bett tragen sollte? Das war sicherlich viel bequemer, als dieser Sessel.