Vampirdamen bedeuten nichts als Ärger

Steffen Marek behauptet immer, ein ganz normaler Privatdetektiv zu sein, obwohl das nicht ganz stimmt. Seit fast zwei Jahrzehnten schlägt er sich mit allerlei seltsamen Zeitgenossen herum, denn Vampire sind wirklich nicht das, was man „normal“ bezeichnen kann. Und ausgerechnet eine Vampirdame weckt seit einiger Zeit sein Interesse. Leeley ist nicht konventionell, denn sie besitzt einen Stripclub, was Steffen nicht stört. So behält er zumindest seine Freiheiten. Heiraten, Kinder kriegen und „Friede, Freude, Eierkuchen“ scheinen Leeley sowieso zuwider zu sein.
Als sich Leeley ihm jedoch anvertraut und von einer Erpressung erzählt, ändert sich Steffens Leben schlagartig. Was soll er nur davon halten? Erst hält er es für einen schlechten Scherz, denn für die Erpressung existiert nicht der kleinste Beweis. Dies ändert sich, nachdem Leeleys Wohnung auf den Kopf gestellt und ihre beste Freundin Sophia angegriffen wird. Es bleibt Steffen nichts anderes übrig, als beiden Frauen Unterschlupf zu gewähren. Das war ein Fehler, denn nun ist er sich sicher: Vampirdamen bedeuten nichts als Ärger…

Leseprobe:

Hintergründe:

Es war eine neue Herausforderung, diese Geschichte parallel zu „Vampirische Eifersucht“ zu schreiben. Es hat mir einen Heidenspaß gemacht und langsam, aber sicher, wuchs mir auch das Schicksal von Andreas Ludwig ans Herz.
Ich hoffe, euch geht es genauso… 🙂

Lesehappen:

#1
Sie schlenderte einen Strand entlang und beobachtete die Wellen. Es war ihr Lieblingstraum. Die Einsamkeit und die Ruhe gefielen Sophia daran am besten.
»Hi«, hörte sie eine Stimme hinter sich und fuhr herum. In ihrem Traum hatte es noch nie andere Personen gegeben.
Steffen saß auf einer Decke im Sand. Er sah sie fragend an, als wäre er verwirrt, an diesem Ort zu sein. Sophia lächelte. Selbst in ihrem Traum schien ihr Unterbewusstsein zu wissen, dass er zu Leeley gehörte. Sie setzte sich neben ihn.
»Hallo.«
»Dein Traum?« Er ließ Sand durch seine Finger rieseln. Diese Geste wirkte so echt. Dieser Traum war seltsam.
»Ja, ich bin hier einmal als Kind mit meiner Mutter gewesen. Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen an diese Zeit. Vermutlich kehre ich aus diesem Grund gern in meinen Träumen hierher zurück«, flüsterte sie und war versucht, Steffen am Arm zu berühren. Sie hätte nur allzu gern gewusst, wie es sich anfühlen würde.
»Es ist friedlich«, raunte er und betrachtete Sophia eingehend. Sie konnte seinen Blick förmlich auf ihrer Haut spüren. Sie sah an sich hinab. Ihr Körper steckte in einem Bikini und Steffen trug nur eine Badehose. »Du wirst ja rot. Was ist los?«
Steffens belustigter Tonfall machte es sogar noch schlimmer, bis er zu lachen begann. Ein wirklich seltsamer Traum war das.
»Also von mir aus musst du nicht rot werden. Der Bikini steht dir fantastisch. Die Frage ist allerdings, was ich hier mache.« Er strich ihr sanft über den Rücken und bescherte ihr eine Gänsehaut.
Sophia begann langsam daran zu zweifeln, dass dieser Mann ein Produkt ihrer Fantasie war. Was, wenn sie den echten Steffen an ihrer Seite hatte?

#2
Er erzählte ihr von seinen Macken und den Vorfällen mit Steffen. Melissa urteilte nicht, hörte sich seinen Bericht bis zum Ende an, ehe sie Fragen stellte:
»Wie lange schläfst du nachts?«
»Schlafen ist zurzeit schwer. Meist habe ich viel zu viele Gedanken im Kopf. Die machen mich wahnsinnig«, raunte Scar und Melissa schien in ihrem Notizbuch etwas einzutragen.
»Wirkt Alkohol bei dir? Ich meine: Wirst du beschwipst?« Scar kratzte sich am Kopf und überlegte. Natürlich war die Wirkung von Alkohol mittlerweile nicht mehr die, die sie zuvor gewesen war.
»Ich bräuchte eine Flasche Wodka, um mich wenigstens ein bisschen entspannt zu fühlen.«
»Hast du mal versucht, den Wodka mit Blut zu mischen und es dann zu trinken?«, wollte Melissa wissen und verunsicherte Scar damit total. Blut mit Alkohol mischen? Auf eine so verrückte Idee wäre er nie und nimmer gekommen. Melissa begann zu lachen und versicherte ihm, dass es tatsächlich ihr Ernst war. Sie schickte ihn zurück zum Kühlschrank.
»Aus welchem Grund sollte ich das tun?«
»Um endlich schlafen zu können. Du nimmst das Blut und den Alkohol zu dir und dann gehst du ins Bett. Ich verspreche dir, dass du danach schläfst wie ein Toter und es wird dir nicht schaden.« Ihre fröhliche Stimme wirkte sich positiv auf seine Gefühlslage aus und er machte sich daran, einen Blutbeutel in ein großes Glas zu füllen.
»Das nenne ich dann mal ne echt realistische Bloody Mary.«
»Na, wenn du noch Zitrone, Salz, Pfeffer und Tabasco hinzufügst, wird es dem ähnlich«, kicherte Melissa. Sie warnte Scar davor, die Bloody Mary sofort zu trinken. Er sollte erst ins Bett gehen und sich dort abschießen.
»Das klingt ja mal nach einem Plan. Danke, Melissa.« Scar war gespannt und freute sich mittlerweile auf sein Bett.
»Nichts zu danken. Wenn du möchtest, können wir gern morgen noch mal telefonieren. Dann kannst du mir berichten, wie es dir geht.« Scar versprach, sie anzurufen. »Nun denn. Viel Spaß!«

#3
Die Straße, in der der Raub stattfinden sollte, lag im Dunkeln. Alles war ruhig. Dass hier ein Raub größeren Ausmaßes geplant war, hätte niemand vermutet. Aber genau das war die Vorgehensweise des Diebes. Meist bemerkten die Bestohlenen es erst, wenn bereits eine Woche vergangen war und man nicht mehr an die Möglichkeit des verlegten Schmucks glaubte. Es gab keine beschädigten Schlösser, keine Schnitte in Fensterscheiben und auch sonst keine Spuren gewaltsamen Eindringens. Steffen und Scar hatten bereits von Anfang an angenommen, dass es sich bei dem Dieb um einen Auserwählten oder einen Vampir handeln musste.
Etwas bewegte sich hinter einer Hecke des Hauses und zog Steffens Blick an. Ein Mann näherte sich dem Eingang der Villa. Seine Bewegungen waren geschmeidig und sicher. Vermutlich war er kein Vampir, denn die bewegten sich, Steffens Erfahrung nach, anders. Wie ein Raubtier sah der hier nicht aus. Steffen tippte Scar an. »Der Typ vielleicht«, deutete Steffen auf die in Schwarz gekleidete Gestalt. Scar runzelte die Stirn, schien das Gelände mit den Augen abzusuchen.
»Welcher Typ?«
»Na, der Typ da im Gebüsch.« Steffen zeigte noch einmal mit dem Finger auf den mutmaßlichen Einbrecher. Er hatte sogar einen Seesack über die Schulter geschwungen. Wenn das nicht ihr Mann war, fraß Steffen einen Besen!
»Junge, da ist keiner«, brummte sein Partner nun allerdings und starrte weiterhin ins Leere.
Wollte Scar ihn auf den Arm nehmen? Der Fremde steckte zwar im Gebüsch, doch Steffen sah ihn nun klar und deutlich. Und da sagte man, Vampire hätten übermenschliche Kräfte und Instinkte.
Der Typ war schon am Eingang der Villa angekommen, als Scar ihn nun auch zu sehen schien. Er stutzte, warf Steffen einen eigenartigen Blick zu und machte Anstalten, aus dem Wagen zu steigen.
»Ich glaube, das ist er tatsächlich. Auserwählter oder Vampir, wie wir angenommen hatten«, raunte Steffen und öffnete so leise wie möglich die Beifahrertür.
Scar tat es ihm gleich und sie schlichen so geräuschlos wie möglich in Richtung Eingangsbereich der Villa. Der Einbrecher bemerkte sie nicht, also musste er ein Mensch sein. Vampire hatten ein wesentlich besseres Gehör und außerdem einen ausgeprägten Geruchsinn. Sich an ein solches Wesen heranzuschleichen, war nur in seltenen Fällen von Erfolg gekrönt. Steffen wartete, dass der Typ sich verraten würde und das Schloss knackte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Haustür endlich öffnete und die Gestalt eintrat. Das war der Moment, in dem sie ihn dingfest machen konnten.
»Jetzt«, knurrte Scar und Steffen sah, wie sich sein Kollege in Nichts auflöste.
Der Mistkerl hatte sich allein unsichtbar gemacht! Er lief in Richtung Villa. Steffen sah seine fast durchsichtige Gestalt durch die Tür verschwinden und hörte bald darauf ein laut vernehmbares Rumpeln. Irgendwer hatte Bekanntschaft mit einer Wand gemacht und soweit Steffen Scar kannte, war das nicht er gewesen. Mit Schwung kam der Einbrecher aus der Villa geflogen und wirkte total verängstigt. Scar musste ihn beinahe zu Tode erschreckt haben.